Die 4 großen Kriegerkulturen der Welt 8.Einführungsabend 15.12.2022

Die 4 großen Kriegerkulturen der Welt – die asiatischen, afrikanischen, amerikanischen und europäischen Kriegertraditionen und ihre Integration im „Pfad des Wissens“

Mit diesem Abend schließe ich den Kreis über 8 Abende zum Anfang des ersten Abends: da erzählte ich von mir und wie mich mein Leben zum Krieger machte (den Krieger aus mir herauspresste….). Daher will ich heute wiederum über meine persönlichen Wege und meine Erfahrungshorizonte die Textur eines Kriegerlebens im Allgemeinen sichtbar machen (so wie ich es halt kann).

In immer wiederkehrenden Schlaufen und Schleifen bin ich mehreren Kriegerkulturen begegnet, deren Lehrer und Meister mein Kriegerleben geformt und geleitet hatten. Zur Veranschaulichung habe ich vier große Kriegerkulturen ausgewählt und stelle sie in kurzen Kernbegriffen dar, die ich jeweils während und nach dem Vortrag genauer erläutern werde.


Meine eigenen Kriegererfahrungen spannen sich auf:

  1. ich spielte als Jugendlicher leidenschaftlich Handball in der Halle und war abwechselnd Tormann und Kreisläufer (der Tormann der Nationalmannschaft, auch ein Linzer, nahm mich dabei ein wenig „unter seine Fittiche“; ich liebte das Spiel als Kreisläufer als härteste Aufgabe im Hallenhandball….)
  2. Handball lehrte mich gnadenlos die Bedeutung des unbedingten Mannschaftssports – „There is no I in team“ (Trainer der US-Nationalmannschaft)
  3. meine eigene Kampfkunst-Lehre in Ken Jitzu war noch mehr ein unbewusstes Dahinstolpern denn ein bewusster Kriegerweg….
  4. erst danach habe ich Tai Chi und Qi Gong kennengelernt und erkannt: langsam die Bewegung gemacht nennt man es Tai Chi, schnell gemacht ist es Kung Fu, und zu Gesundheitszwecken gemacht, heißt es Qi Gong…
  5. Überraschend die Perspektive von Ronald D. Laing, meinem letzten großen Lehrer: jeder Psychotherapeut sollte Kampfkunstmeister sein; er führte dazu seine Ablehnung des persischen Ringermeisters als Psychotherapie-Patienten an (R.D.Laing war berühmt für seine Arm-Wrestling-Spiele)
  6. viel später realisierte ich: erst die hohe Kampfkunst schafft die Voraussetzung für eine echte Wahl zwischen Gewalt und friedlichem Vorgehen: denn töten zu können ermöglicht erst diese Wahl
  7. verschlungen habe ich jede Menge Literatur (von „Kunst des Krieges“ bis Machiavelli…)…
  8. ein erstes Fazit:

ich erlangte ein tiefes Verständnis von der „Kunst zu töten“ auf sich selbst als größten Gegner anzuwenden….

 


Was ich von anderen Kriegerkulturen lernte:

Massai und Samburu (Kenia, Tansania)

(im Focus lernte ich einen kenianischen Massai kennen und freundete mich mit ihm an…)

  1. Zugehörigkeit zur Stammesgemeinschaft, Zusammengehörigkeit, Verantwortung der alten Krieger für die jungen – mit dem Einsatz ihres Lebens
  2. Trancetanzrituale – Bindung in und durch die gemeinsame Trance Tanzen, Singen, Klatschen (siehe auch Taketina), Springen monotone Wiederholungen
  3. Fazits:
    Selbstverständlichkeit eines Lebens als Krieger im Stammes- (Gemeinschafts-)Kontex.
    Trancetanz als ekstatisch-rituelle Form des gemeinsamen Übertritts in andere Bewusstseinsräume wie auch ins Kriegerbewusstsein

Berserker – mittelalterliche europäische Kriegerkultur:

  1. Begriff war mir schon als Kind bekannt „Wüten wie ein Berserker“ als wildeste Kriegerart überhaupt
  2. Kennzeichnend: Kampfrausch, Kampffuror, Ekstasekrieger, ohne Schmerz und Wunden, „Bären- und Wolfsfelle“, kämpfen in erster Reihe ohne Rücksicht auf eigene Verluste
  3. sozusagen die „Special Forces“ bei den Kreuzzügen, danach wurden sie arbeitslos und oft als „vogelfrei“ erklärt, weil sie sich wegen ihres Brandschatzens, Räuberns und Vergewaltigens als sozial unverträglich herausstellten….
  4. Berserker praktizierten spezielle Trainings mit Aufwärmübungen wie Brüllen, Toben, Wüten, unter Verwendung von speziellen Rauschmitteln, Pflanzen, etc….

nach der Raserei folgte dann oft der Zusammenbruch

  1. im Focus: mehrjährige Zusammenarbeit mit Christa Tuczay (Mediävistin, Univ Wien): im Kampf praktizierten die Berserker eine wenig bekannte, faszinierende Kooperation mit den sog. Sidh-Zauberinnen – die konnten Astralprojektionen in die Reihen der Gegner schicken und diese verwirren, und dann brachen die Berserker im Kampffuror ein
  2. der Kampffuror war eine pure ekstatische Trance!
  3. Fazits:
    1. Kriegerpartnerschaft von Mann und Frau
    2. todesverachtender Kampf (Kampffuror) in Ekstase

Asiatische Martial Arts (eigene Ausbildung in Ken Jitzu)

  1. aktive Meditation in Reinkultur (siehe dazu Artikel von W. Berger & R.Titzka)
  2. die Stufen der Kampfkunst
    1. einen Abschnitt eines Kampfes erlernen
    2. einen Kampf führen können
    3. einen Kampf gewinnen können (Ende Abschnitt 1, auch Ende des Kampfsport-Horizontes im Westen)
    4. Kampf vorhersehen aber nicht vermeiden können
    5. Kampf vermeiden können
    6. Kampf ohne zu kämpfen (Ende Abschnitt 2)
    7. den 3. Abschnitt mit 3 weiteren Stufen auf rein energetischen Ebenen habe ich nicht erreicht
  3. Wesensgleichheit von Tai Chi, Qi Gong und Martial Arts
    1. japanisch-schintoistische und chinesisch-Shan-Buddhistische Formen
    2. Thai-Boxen, etc. als regionale Abwandlungen….
  4. Fazits:
    1. Eigendünkel als größter Gegner (fürchte niemanden mehr als dich selbst)
    2. die aktive Meditation der Kampfkunst führt in die Stille und Leere und agiert aus dieser heraus
    3. Stufen des Kämpfens

Indianische Wege aus Nordamerika:

(in der Praxis durch mein Lernen bei Swift Deer, einem jungen Sioux-Schamanen, in der Theorie durch das Studium der Bücher von Carlos Castaneda, dann war ich Castaneda fast begegnet…)

  1. als Kind schon fasziniert von Karl May und der Emanzipation der Opfer
  2. bereits als Jugendlicher Carlos Castaneda gelesen, begeistert, v.a. auch wegen der Verwendung von schweren psychoaktiven Pflanzen auf dem Kriegerweg
  3. Kriegerweg als vollkommen neue Kognition erkannt
  4. Don Juans Lehren liefern die komplexeste und umfassendste Systematik im Umgang mit Kraft und Energie
  5. Unterscheidung in „Curandero“ (Heiler) und „Brujo“ (Zauberer)
  6. die Stufen von „Zauberer“, „Sehender“ und „Wissender“
  7. Kriegergemeinschaft und Kriegergefährten als unerlässliche Einbettung
  8. Verständnis von Tonal und Nagual
  9. Bedeutung verschiedener Stufen des Energieniveaus für Body-Mind-States
  10. Bedeutung von „Landkarten für Bewusstsein“ – Don Juans Weg als Landkarte
  11. Fazits:
    1. Kriegerkognition ist eine komplett neue Kognition
    2. Bedeutung von Tonal und Nagual
    3. Stufen auf dem Pfad des Wissens: Zauberer, Sehender und Wissender
    4. den Tod als Ratgeber
    5. Bewusstsein (Handeln und Navigieren) an den Grenzen des Unbekannten und Unerkennbaren

 


Zusammenfassend:

Jede Kriegerkultur hat ihre Besonderheiten, doch die globalen Wesensähnlichkeit jenseits der je kulturellen Ausformungen war mehr als erstaunlich: ich lernte zu verstehen, dass Krieger als menschliche Universalie, nicht nur als Archetypus zu verstehen ist

Jede der Begegnungen mit einer Kriegerkultur war ein Stück Wiederherstellen einer direkten, unmittelbaren und nicht-religiösen Verbundenheit mit der Natur und den Zyklen von Leben (Werden) und Sterben (Vergehen)

Der Wert von Gemeinschaft und Gefährtschaft wird heute absurderweise ignoriert, für mich als Krieger hingegen ist es Boden wie Einbettung schlechthin: nur mit Kriegergefährten kann man ein Wissender werden, alleine bleibst du ein Eingebildeter.

 

 

 

 

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