Die 4 Feinde des Kriegers 6.Einführungsabend 24.11.2022

Die Feinde des Kriegers sind im allgemeinen keine Feinde im Außen, sondern innere Feinde:

  1. Feind: die Angst
  2. Feind: die Klarheit
  3. Feind: die Macht
  4. Feind: das Alter

Die ersten drei Feinde kann der Krieger überwinden, dem 4. Feind Alter, wird er am Ende des Lebens erliegen.

Die Angst

Die Angst hat in den letzten Jahren angesichts der kumulierenden Krisen zugenommen, doch individuell wie kollektiv ist die Angst so alt wie die Menschheit selbst.

Wie geht der Krieger beim Überwinden der Angst vor?
Ganz einfach: er geht in die Angst hinein und durch sie hindurch. Auf keinen Fall versucht der Krieger, Angst zu vermeiden oder ihr aus dem Weg zu gehen – denn dies wäre das Dümmste, das er tun kann.

Daher wird der Umgang mit der Angst eine durchgehende Leitlinie im Kriegertraining sein. Das große Ziel: ein Mensch ohne Angst zu werden.

Anfang kostet die Arbeit gegen den ersten Feind noch viel Energie und Kraft; doch mit jedem kleinsten Überwindungserfolg erlangt der Krieger mehr Energie als er aufgewendet hat – was ihn beflügelt, ihm Entschlossenheit und neuen Mut gibt und letztlich auch der Todesangst mit der Nüchternheit des Kriegers ins Auge schauen lässt.

Um jedes Quantum Energie und Kraft aus der Angst herauszulösen, sucht der Krieger im Fortschreiten auf dem Kriegerweg: wo ist noch Angst? wo zeigt sie sich wenn ich genau hinschaue? denn genau dort geht er hin und hindurch – er kann es sich einfach nicht leisten, irgendwo in sich einen noch so kleinen Topf mit Angst ungeöffnet zu lassen, denn diese wird ihm im schlechtest geeigneten Moment am Nacken packen.

Die Klarheit

Hat ein Krieger die Angst überwunden und kann von sich zu Recht sagen, er hat keine Angst mehr, dann tritt der 2. Feind mit voller Wucht auf: die Klarheit.

Denn frei von Angst wird alles so unglaublich klar, er sieht die Welt ohne Trübung durch Angst. Er erkennt glasklar, wie sehr alle anderen Menschen im Gefängnis ihrer Angst gefangen ständig vor ihr davonzulaufen versuchen.
Und er wird unfassbar überheblich und überlegen – im guten wie im schlechten Sinn. Sein Eigendünkel bläst sich auf bis vorm Zerplatzen, sein Selbstbewusstsein steigert sich grenzenlos – und dennoch, bei aller Klarheit: er irrt.

Denn er verwechselt Klarheit mit Wissen, mit echtem Wissen, das dem Sehen der Welt entspringt. Er vermeint, bereits ein Wissender geworden zu sein, dabei hat er bloß den Schleier der Angst weggewischt. Und die Überlegenheit aus dieser Art von Klarheit erweist sich als pure Einbildung des Eigendünkels.

Die Macht

Erkennt ein Krieger, wie sehr die Angstvollen in ihrer Angst gefangen sind, und wie sehr sich die von der Klarheit verführten täuschen, dann erlangt er Macht über diese Menschen. Diese Macht ist gefährlich, nährt sie doch nichts als den Eigendünkel und ist somit bedeutungslos.

Ein Krieger erlangt jedoch wirkliche Macht, indem er sich dem Tod zuwendet und ihn als Ratgeber für sein Kriegerleben nutzt. Denn nimmt er den Tod zu seinem Handlungen hinzu, verlieren seine Taten jegliche Unbesonnenheit und alle Narreteien. Sie werden als Taten angesichts des Todes zu Taten mit fast unbegrenzter Mächtigkeit.

Dem 3. Feind Macht zu erliegen führt zur Grausamkeit und Kälte eines sich versteinernden Herzens – wie bei allen Menschen, die der Macht erliegen und von ihr besessen werden.

Um der Macht nicht zu erliegen, ist der Kampf gegen den Eigendünkel der Schlüssel. Wenn ich mich selbst nicht mehr wichtig nehme, ist auch Macht zu erlangen kein erstrebenswertes Ziel. Wenn ich meine wahre Größe zwischen tiefsitzendem Minderwertigkeitsgefühl und maßloser Selbstüberschätzung gefunden habe, wird Macht zu erlangen bedeutungslos werden. Denn die Macht, die der wahren Größe entspringt, ist eine gänzlich andere als die Macht aus dem Minderwertigkeitskomplex heraus.

Das Alter

Der 4. Feind ist das Alter. Es bringt Müdigkeit, Mattigkeit und Lustlosigkeit; es bringt Kränklichkeit und langsam zunehmende Schmerzen; es bringt Verfestigung bis zur Starrheit und lässt alle negativen Eigenschaften stärker hervortreten. Am Ende resigniert man, wirft das Handtuch und gibt auf. Und dämmert oftmals dement in den Tod hinein…

Viele Menschen heute sind diesem 4. Feind bereits erlegen, noch bevor sie die Lebenshälfte erreicht haben.

Ein Krieger zeichnet sich durch seine unbeirrbare und unbeugsame Absicht aus. Damit hat er alle seine Taten getan. Diese „unbendable Intention“ wird den Krieger dem 4. Feind lebenslang trotzen lassen und lässt ihn am Ende des Lebens mit voller Wachheit durch den Tod gehen.

Die 4 Feinde im Kriegertraining

Im Kriegertraining werden wir vor allem in den Übungen des zweiten und noch mehr des dritten Jahres mit genau diesen vier Feinden konfrontieren, immer tiefer und tiefer hinein, und immer wacher und entschlossener hindurch.

Denn der Krieger lässt sich von der Angst niemals von einem einmal getroffenen Entschluss abbringen, lässt sich von der Klarheit nicht verführen, schüttelt alle Versuche des Besessen-Werdens durch die Macht ab und ringt dem Alter bis zum Schluss ein lebenswertes Leben als Krieger ab.

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